01. April 2021

Tagungsbericht "Zwischen Aushalten und Gestalten: Resilienznarrative im Alten Testament" Tagungsbericht "Zwischen Aushalten und Gestalten: Resilienznarrative im Alten Testament"

Zur alttestamentlichen Tagung „Zwischen Aushalten und Gestalten: Resilienznarrative im Alten Testament“ kamen vom 30.01.–01.02.2020 Theolog*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Studierende in Rostock zusammen. (...)

Ein Artikel von Mirja Petersen aus TP 1

Zur alttestamentlichen Tagung „Zwischen Aushalten und Gestalten: Resilienznarrative im Al­ten Testament“ kamen vom 30.01.–01.02.2020 Theolog*innen, Litera­turwissen­schaftler­*­innen und Studier­ende in Rostock zusammen. Ausgerichtet wurde die Tagung von Prof. Dr. Judith Gärtner, Lehrstuhlinhaberin für Altes Testament der Universität Rostock, und Prof. Dr. Barbara Schmitz, Lehrstuhlinhaberin für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen der Uni­versität Würzburg. Die Besonderheit der Tagung bestand darin, dass sie ihre Fragestellung in Verbindung mit dem interdisziplinären Forschungskontext der DFG Forschungsgruppe 2686 „Resilienz in Religion und Spiritualität: Aushalten und Gestalten von Ohnmacht, Angst und Sorge“ gewann und an der hermeneutischen Ausrichtung der Forschungsgruppe ansetzte.

Die Tagung diente dazu, in einer ersten Annährung zu untersuchen, ob und wie die Texte des Alten Testamtens und der kritische Resilienzbegriff der Forschungsgruppe interagieren können: Dieser kritische Resilienzdiskurs beinhaltet, dass Resilienz und Krise zumindest im Kontext indi­vi­­dueller existentieller Krisen in einem intrinsischen Verweis- und Entwicklungs­zu­sam­men­­­­hang stehen und Resilienz deswegen selbst ein Krisenphänomen par excellence ist. Deshalb gilt es, nicht nur Strategien der Krisenüberwindung zu thematisieren, son­dern auch Modi des Aushaltens und Gestaltens von Phänomenen der Ohnmacht und Angst. Im Tagungsverlauf zeigte sich, dass zunächst die exegetische Perspektive den Resilienzbegriff bereichern konnte: Anhand einzelner Textbeispiele wurde überprüft, ob diese eigentlich als Narrationen von Resilienz und Resilienznarrative verstanden werden können: Betrachtet wurden Psalmen als Gebetsliteratur, in der Krisen thematisiert und im Modus der Gebetsanrede verarbeitet werden (Christian Frevel; Amy C. Cottrill; Bernd Janowski; Friedhelm Hartenstein; Martin Rösel), antik-jüdische Literatur, in der Erzählungen von Rettung als Resilienznarrative begriffen werden können (Beate Ego), prophetische Texte, inwieweit sie resilienzrelevante Phänomene thematisieren oder auf Krise und Trauma fokussiert bleiben (Christopher Frechette; Michaela Bauks; Christl M. Maier) sowie Krisen­bewäl­ti­gungsstrategien im Rahmen weiterer alttestamentlicher Literatur (Jan Dietrich; Ute Neumann-Gorsolke). Mit der Bezugnahme auf rabbinische Literatur (Lennart Lehmhaus), Religions­pä­da­gogik (Martina Kumlehn) und französische Literatur (Stephanie Wodianka) wurde die alttestamentliche Perspektive geweitet und in den inter- und transdisziplinären Diskurs gestellt. Aus der Perspektive der Exegese zeigte sich, dass der Resilienzbegriff eine Heuristik bietet, die für einige – ausdrücklich nicht für alle – alttestamentlichen Texte weiterführend ist, indem sie z. B. eine Engführung auf Krise und Trauma vermeidet und diese mit Resilienzphänomenen differenziert kombiniert.

Alle Beiträge erscheinen gesammelt im Tagungsband „Resilienznarrative im Alten Testament. Tagungsband der internationalen Fachtagung vom 30.01.2020 – 01.02.2020 in Rostock“, hg. v. Judith Gärtner und Barbara Schmitz, FAT, der voraussichtlich im Sommer 2021 erscheinen wird.

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